Ich habe mich sehr gefreut als ich im April ausgewählt wurde, eine Rezension über das heute erscheinende Buch “Delivering Happiness” von Tony Hsieh – CEO von Zappos – zu schreiben (siehe auch meine älteren Post über Tony Hsieh und Corporate Policies).
Während meiner Fahrradtour in den Alpen habe ich mir die Zeit für das Buch genommen. Und es hat sich gelohnt. Aber der Reihe nach.
Das Buch ist aufgeteilt in drei wesentliche Bereiche “Profits”, “Profits and Passion”, “Profits, Passion and Purpose”. Hier ein kurzer Abriss über den Inhalt und meine Meinung dazu.
Profits
Dieser Bereich enthält Geschichten und Anekdoten aus Tony’s Kindheit, Jugend und ersten Berufserfahrungen. Von seinen ersten Business-Ideen, über einen langweiligen Job bei Oracle, seinen finanziell erfolgreichen Exit bei LinkExchange bis hin zu seiner Zeit als Investor und schließlich als CEO eines seiner investierten Startups: Zappos.
Insgesamt bietet der erste Teil einen guten und kurzweiligen Einblick auf die Person Tony Hsieh. Die Anekdoten sind amüsant, teilweise etwas banal, erzählt.
Interessant fand ich den Vergleich zwischen Poker und Entrepreneurship runtergebrochen auf verschiedene Unternehmenbereiche. Sätze wie “The guy who wins the most hands is not the guy who makes the most money in the long run” klingen zwar nach Abreißkalender, können für Unternehmer aber sehr gut als begleitende Idee dienen. Den Weg zu kennen und den Weg zu gehen ist bekanntlich ein Unterschied.
Profits and Passion
Dieser Teil ist deutlich business-orientierter ausgelegt. Tony beschreibt die schwierige Anfangszeit bei Zappos. Beeindruckt hat mich, dass er letztendlich sein komplettes – beim LinkExchange-Exit verdientes – Vermögen (über 20 Mio. Dollar) in der Krisenzeit investiert hat um Zappos am Leben zu halten. Schließlich erfährt man wie und warum Zappos schließlich gewachsen und wie die Zappos eigene Wertekultur entstanden ist. Dabei gibt es immer wieder schöne Einschübe von Wegbegleitern und Original-Mails aus der Zeit, die den Lesefluss auflockern.
Die Story ist die amerikanische Bilderbuchgeschichte. Der erfolgreiche Millionär, der fast Pleite geht weil er sein gesamtes Vermögen auf seine Leidenschaft setzt, schafft es aber im letzten Moment und baut anschließend ein erfolgreiches eCommerce-Unternehmen mit über einer Milliarde Umsatz.
Zum Glück ist es nicht schwülstig, sondern durchaus authentisch geschrieben. Allerdings fehlt mir hier die Tiefe. An der ein oder anderen Stelle gibt es zwar Checklisten wie: “Top 10 ways to instill customer service into your company” oder ähnliches. Einen wirklichen Einblick wie man es macht bekommt man aber nicht. Das ist aber wahrscheinlich auch nicht die Idee des Buches.
Einen schönen persönlichen Touch erhält dieses Kapitel durch die Erfahrungen und Erlebnisse von Zappos-Mitarbeitern zu jedem der 10 “Core Values”. Auch wenn die Geschichten teilweise trivial sind, habe ich doch den Eindruck, dass die Werte dort wirklich verinnerlicht wurden.
Profits, Passion and Purpose
Im letzten Teil beschreibt Tony – durchaus authentisch – wie und warum sie der Übernahme durch Amazon zugestimmt haben. Für mich habe ich wenig Neues gefunden, da das meiste bereits auf dem Zappos-Blog veröffentlicht wurde und ich den Blog verfolge.
Das letzte Kapitel (“End Game”) ist Tony’s persönliche Mission oder sein “purpose”. Und das merkt man. Er möchte die Welt “glücklich” machen. Dazu hat er sich von seinem chronologischem und autobiographischem Erzählstil gelöst. Er beschreibt im Stile eines Sachbuches die neuesten Erkenntnisse der Glückswissenschaft. Dies war für mich der spannendste Teil, weil ich mich noch nicht wirklich mit der Glückswissenschaft auseinander gesetzt habe, die Konzepte aber durchaus einleuchtend finde.
Was bleibt?
Insgesamt finde ich “Delivering Happiness” ein gelungenes Buch. Der Leser bekommt einen guten Einblick in die Biographie von Tony Hsieh und eine Ahnung davon wie ein werte- und kulturorientiertes Unternehmen erfolgreich aufgebaut werden kann. Wie bei den meisten Büchern finde ich, es hätten auch einige Seiten weniger sein können (es sind insgesamt 244).
Wer als Unternehmer nun erwartet er bekommt praktische Tipps wie er z.B. seinen Kundenservice verbessern kann der wird sicherlich enttäuscht sein. Es ist kein Handbuch für Kundenservice oder werteorientiertes Management und will es auch gar nicht sein. Aber es ist ein gutes Beispiel dafür, dass Leidenschaft, Werte und Profite sich nicht widersprechen müssen.
PS: Eine Frage ist für mich während des Lesens unbeantwortet geblieben: Was ist mit Nick dem ursprünglichen Gründer von Zappos passiert? Oder habe ich das überlesen?
Hinweis: Zappos hat mir insgesamt vier Bücher zugeschickt. Drei werde ich in den nächsten Tagen verlosen.
Wer Interesse hat kann das Buch hier kaufen: Delivering Happiness